Hochzeitsfotografie

Für mich zählt die Begleitung einer Hochzeit zu den schönsten Bereichen der Fotografie. 

 

Herausfordernd, extrem anspruchsvoll, spannend und schön zugleich.

 

Hape Kerkeling meinte mal in einem seiner Kabarett-Programme, in denen er als Eheberaterin Frau Van Dampen agierte, "Liebe ist Arbeit, Arbeit, Arbeit! In dieser Aussage steckt viel Wahrheit. Beziehung ist Arbeit. Wenn der anfängliche Hormonspiegel mal wieder auf normales Niveau gesunken und die rosarote Brille nicht mehr ganz so rosarot ist, dann fängt im Alltag mit all seinen Herausforderungen die Beziehungsarbeit an. Und wenn sich zwei Menschen dann entschließen, zu heiraten, dann komme ich ins Spiel.

 

Und auch hier wird Beziehungsarbeit geleistet. Ich möchte für "meine" Brautpaare nicht der Typ mit der Kamera sein, der die Fotos gemacht hat, sondern will unaufdringliche Wohlfühlatmosphäre vermitteln, ich darf meine Brautpaare an diesem Tag und auch zuvor begleiten. 

Beim ersten Gespräch, beim Kennenlerntermin wird nebst Modalitäten der geplante Ablauf, die Wünsche, die Vorstellungen besprochen. Gleichzeitig bietet dieses erste Treffen aber auch die Möglichkeit, zu sehen, zu spüren, ob die Chemie zwischen dem Brautpaar und mir passt.

Wäre dies nicht der Fall, wäre ich nicht der richtige Fotograf für die beiden. Es ist mit Sicherheit unprofessionell zu sagen, dass bei chemischer Unverträglichkeit, ein anderer Fotograf besser geeignet ist, das Paar an ihrem Hochzeitstag zu begleiten. Doch diesen Mangel an Professionalität gestehe ich mir zu.

Schließlich reicht Professionalität alleine nicht aus, um einzigartige Erinnerungsfotos zu machen. Sympathie und Wohlbefinden sind die Voraussetzung, dass man mit Herz bei der Sache ist, was man bei den Bildern später auch sieht.

Tagelanges Sichten und Nachbearbeiten der Bilder macht schließlich keinen Spaß, wenn man nicht mit dem Herzen dabei gewesen ist.

 

Vor der Hochzeit gibt's dann eine gemeinsame Location-Besichtigung, nochmals Besprechung des genauen Ablaufs und ein Probe-Shooting. Somit ist am eigentlichen Hochzeitstag das "vor der Kamera-Stehen" nichts Neues mehr und mein Brautpaar und ich sind uns auch bereits vertrauter.

 

Und das ist es, was mir Spaß macht, was schöne Erlebnisse in meinem Leben darstellt. Ich darf Leute bei ihrer Hochzeit begleiten. Kann teilhaben an diesem besonderen Ereignis, kann mich mitfreuen und bin ständig auf der Lauer ein wunderbares Bild nach dem anderen mit meinen Kameras einzufangen.

 

Apropos Kameras. *lacht*

Es kommt immer wieder vor, dass ich von Hochzeitsgästen auf meine Kamera reduziert wäre. "Aaaah ... das ist aber eine tolle Kamera! Die macht sicher tolle Fotos!" 

Antwortmöglichkeiten:

a) Jaaaa, das ist eine tolle Kamera! Die macht alles von alleine! Normalerweise könnte ich sie allein auf die Hochzeit schicken, die macht dann die Arbeit für mich, aber ich bin altmodisch und gehe daher noch gerne selbst mit.

b) Aaaaah ... der Herr Dr. XY ist so ein spitzenmäßiger Chirurg! Der hat so ein tolles Skalpell! Das macht erstklassige Operationen!

c) Technische Erklärung: Ja, die Kamera ist toll. Sie kann aber nichts, was eine billigere Kamera nicht auch kann. Sie hat einen eingebauten Verschluss. Der geht auf und zu. Und man kann ein Objektiv an der Kamera montieren. Das hat eine eingebaute Blende. Die geht auch auf und zu. Bild fertig.

 

Heutzutage will einem die Werbeindustrie ja weismachen, dass man eine bestimmte Kamera braucht, um bestimmte Fotos machen zu können, was im Großen und Ganzen natürlich Humbug ist.

Ein absolutes Muss stellt für mich die Ausstattung mit zwei Speicherkartensteckplätzen dar. Somit wird automatisch eine Kopie der Aufnahme auf die zweite Karte gespeichert. Auch wenn ich nur hochwertiges Equipment verwende, ist man theoretisch nie davor gefeit, dass mal was kaputt geht. Sollte also tatsächlich eine Speicherkarte das Zeitliche segnen, habe ich eine Sicherungskopie auf der zweiten. Es gibt Fotografen, die empfehlen daher keine "großen" Speicherkarten zu verwenden, weil dann viele Bilder theoretisch verloren sind. Meiner Meinung nach macht es keinen Unterschied, ob die Fotos vom Ringanstecken auf einer 8GB-Karte oder einer 64GB-Karte gespeichert sind. Kaputt ist kaputt. Daher zwei Kartenslots für mich unabdingbar.

 

Ebenso selbstverständlich ist es für mich, dass ich immer eine Back-Up-Kamera dabei habe. Mir ist tatsächlich einmal eine Kamera auf einer Hochzeit "verstorben". Hier das "letze Bild":

 

 

R.I.P. geliebte D3! Plötzlicher Sensortod. Meine Professionalität habe ich in diesem Moment damit unter Beweis gestellt, dass ich meine Tränen zurück gehalten habe und statt dessen den Back-Up-Body geholt habe. Geweint habe ich dann Zuhause! *lacht*

 

Was zeichnet einen Hochzeitsfotograf aus?

Also das mal ganz gewiss nicht! Die Aufgabe des Hochzeitsfotografen ist es nicht, eine One-Man-Show abzuziehen oder mit Kameradauerfeuer die Zeremonie zu stören. Vielmehr gilt es zu beobachten, große, wie kleine Momente perfekt einzufangen und dabei so wenig wie möglich in den Mittelpunkt zu geraten.

 

Beim Paarshooting gebe ich natürlich Anweisungen, aber auch hier gilt es, den authentischen Moment zu erwischen, damit natürliche Fotos entstehen können. 

Dass der Spaß dabei nicht zu kurz kommt, darauf achte ich schon. *grinst*

 

 

Solche Fotos kann man nicht inszenieren. Die passieren. Eigentlich waren wir mit den Fotos an dieser Stelle schon fertig. Paarfotos vor den aufgestapelten Baumstämmen, gerade das Equipment verstaut, als der Bräutigam weiter mit den Seifenblasen spielt und die Braut eine besonders große und schöne Seifenblase mit dem Finger zersticht. Kamera hoch gerissen, shot, fertig. An dieser Stelle nur von Können zu sprechen, wäre eine Lüge. Bei solchen Situationen braucht's auch immer ein bisschen Glück, das ich in diesem Fall hatte. *lacht* Natürlich - und das zeichnet einen guten Fotografen generell aus - gilt es, die Technik im Schlaf zu beherrschen. Hätte ich in diesem Moment erst lange an Einstellrädern rumdrehen müssen und Einstellungen suchen, wäre dieser wunderbare Augenblick schon wieder vorbei gewesen.

 

Hochzeitskerze versus Hochzeitsfotos

Eine grundsätzliche Überlegung zu dem Thema Hochzeitskerze/Hochzeitsfotos. Bei praktisch jeder Hochzeit erwähnen Standesbeamte, wie auch Geistliche den Brauch, nach jedem Streit gemeinsam die Hochzeitskerze anzuzünden. 

 

Abhängig vom Grad des inneren Feuers wird diese Kerze früher oder später abgebrannt sein. Insbesondere, wenn - so was soll's ja auch geben - Paare im Zuge der Versöhnung auf andere "Bräuche" zurückgreifen und dabei vergessen, die Kerze aus zu blasen. Ein klarer Vorteil von Hochzeitsfotos: die bleiben ewig erhalten! *grinst*

 

Hier noch ein kleiner Auszug aus den mittlerweile zahlreichen Hochzeiten, die ich begleitet habe. Mehr Bilder gibt's auf meiner Homepage im Bereich "wedding" zu sehen.

 

Abschließend ...

... ein Bild, das für sich spricht. *schmunzelt*

 

Wenn Euch mein neuester Blog-Eintrag gefallen hat - Kommentare herzlich willkommen.

Wenn nicht - Kommentare herzlich willkommen. *lacht*

 

PS: Und wer die herrliche Nummer von Hape Kerkeling sehen möchte - hier der YouTube-Clip:

Evje Van Dampen - Liebe ist Arbeit, Arbeit, Arbeit.

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Kommentare: 1
  • #1

    Lisa (Mittwoch, 12 Oktober 2016 19:45)

    Wirklich ganz toll geschrieben!
    War positiv überrascht von der Aussage, dass eine Kamera eine Kamera ist! Haha Heutzutage denken leider viele, dass das Drücken des Auslösers schon alleine ausreicht ein "überaus" sehenswertes Bild zu produzieren.
    Also wirklich top Eintrag!!
    Interessant wäre auch mal ein Blogpost, indem mehr "Bild-technisches" erzählt wird (Aufnahme-zeitpunkt, Lichtverhältnisse, Equipment etc.).
    Sei gegrüsst,
    Lisa W.