
Eine meiner - wie ich meine - größten Stärken ist es, aus Fehlern zu lernen. Ich sehe Fehler als Chance zu lernen, besser zu werden. Wenn mir ein Fehler passiert, stehe ich dazu, wobei ich nicht gerne Fehler mache. ;-)
Dies ist wohl meinem Hang zum Perfektionismus zu schulden.
War es ein Fehler mich als Fotograf selbstständig zu machen? 2013 habe ich meinen Bankjob (ich war 23 Jahre in der Bank) an den sprichwörtlichen Nagel gehängt und bin seitdem hauptberuflicher Fotograf mit eigenem Fotostudio in Villach. Ich habe diese Entscheidung bis heute noch nie bereut. Als ich aufgrund des Corona-Lockdowns meinen Betrieb schließen musste, passierte es das erste Mal, dass ich mir die Frage gestellt habe, ob es die richtige Entscheidung gewesen ist, mich selbstständig zu machen, mich als Fotograf selbstständig zu machen.
"Hinterher reitet die Urschel" und so hab ich diesen Gedanken dann wieder rasch verworfen und mich auf Produktiveres konzentriert.

Drei, vier Jahre nachdem dieses Foto entstanden ist, hab ich meine erste Kamera ... eine Kodak-Polaroid bekommen. Die Filme haben damals schon ein kleines Vermögen gekostet. Ich glaub so an die öS 140,00 für eine Kassette mit 10 Fotos. Das war der Moment in dem meine Leidenschaft für die Fotografie geboren war.
Später im jugendlichen Alter kam dann ein alter Fotoapparat meiner Mutter hinzu, eine Mess-Sucherkamera, ich glaub das war eine Voigtländer. Die Schärfeeinstellung erfolgte am Objektiv, ob man richtig lag, wusste man erst, wenn man der Film ausgearbeitet war. "Blende 8, wenn die Sonne lacht" ... was die Blende macht, davon hatte ich damals noch keinen Tau.
Je mehr ich fotografierte, desto stärker wurde der Wunsch die Materie, die Technik zu verstehen. Ich kaufte mir Bücher, las eine Schwarte nach der anderen und stieß schließlich auf Ansel Adams, den Altgroßmeister der Schwarz-Weiß-Fotografie und Entwickler des Zonen-Systems. Ansel Adams wies den verschiedenen Motivbereichen jeweils eine Zone zu, wobei die Zone 0 tiefstem Schwarz ohne jegliche Zeichnung und die Zone 10 reinem Weiß, wiederum ohne jegliche Zeichnung (Zeichnung bedeutet praktisch erklärt, dass es eine rein schwarze Fläche, bzw. eine rein weiße Fläche ist, auf der man keinerlei Struktur mehr erkennen kann) entspricht.
Seine Bücher "Das Negativ", "Das Positiv" und "Die Kamera" habe ich in- und auswendig gekannt. Seine Arbeitsweise - ein perfekt belichtetes Negativ, um ein Positiv perfekt ausarbeiten zu können, ist seit jeher meine Einstellung geworden.

Die Fotografie blieb über Jahrzehnte mein größtes Hobby. Ich war Ende der 80er gewissermaßen der größte Japaner in Venedig. Vier Kameras um den Hals gehängt, in zwei jeweils ein niedrig empfindlicher und ein mittel empfindlicher Dia-Film, in den anderen beiden jeweils ein niedrig empfindlicher Schwarz-Weiß-Film (ISO 100/ISO 400).
Ich hab praktisch jeden Scheiss fotografiert. Ich bin heute noch damit beschäftigt, immer wieder mal alte Dia-Koffer heraus zu holen und weg zu werfen, was ich nicht mehr brauche, bzw. Aufnahmen, bei denen ich mich heute frage, warum ich das überhaupt fotografiert habe.

Während meiner Zeit in der HLFF (heutige KTS) habe ich Stunden im bei Foto Wiedermann am Oberen Kirchenplatz verbracht. Ich bewundere sie noch heute für ihre Geduld, die sie aufgebracht hat, mir all meine Fragen zu beantworten.
Sie hat mich immer "Herzipinki" genannt und sie war es auch, die mir, als sie mich am Hauptplatz getroffen hat, wo ich gerade einen Straßenmusiker fotografiert hatte mir einfach meine Kamera aus der Hand nahm und dieses Foto von mir gemacht hat.
Nach der Matura wollte ich Fotograf werden. Mein Vater - auf mein Vorhaben angesprochen - gab mir damals den guten Rat (ich werde seine Wortwahl nie vergessen) ich möge mir bei der Wahl meines Berufes, doch vielleicht überlegen, einer Arbeit nachzugehen, die unter Umständen besser dazu geeignet wäre, eines Tages eine eigene Familie zu ernähren. Der gutgemeinte väterliche Rat auf der einen Seite, der Unwille nach der Matura eine Lehre zu beginnen auf der anderen (Wozu auch? Ich wusste und konnte ja eh schon alles. Dachte ich damals zumindest.)

Nach einem kurzen Intermezzo im Zuge eines saisonal befristeten Dienstverhältnisses beim Tourismusamt Villach, damals hieß es noch "Fremdenverkehrsbüro" landete ich schließlich im Bankensektor und absolvierte dort die Ausbildung zum Veranlagungsspezialisten. Für alle die sich darunter nichts vorstellen können: Das ist jemand, der Euch sagen kann, wie Ihr Geld verlieren könnt.
Nachdem Laubsäge-Arbeiten (an Stuhlbeinen sägen) und Verdauungstrakt-Spaziergänge nicht zu meinen Stärken zählen, wurde mir mit Mitte 30 klar, dass ich nicht Zeit meines Lebens im Bankenbereich arbeiten möchte. Mit zunehmenden Maß erfolgte die Vorgabe, Kunden Produkte aufs Auge zu drücken, die nichts wert waren, bzw. die sie nicht brauchten. Ein weiterer Umstand, der meinen Wunsch nach Veränderung nährte. Das Positive an dieser Zeit - ich genoss eine umfangreiche Verkaufsausbildung und konnte mir fundierte Kenntnisse über wirtschaftliche und steuerliche Themen aneignen.
Mein Lieblingsthema im Verkauf ist der "bedarfsorientierte Verkauf". Und genau der wurde in der Bankenbranche zuletzt nicht mehr gelebt. Langfristige Kundenbeziehungen können aber nur entstehen und für beide Seiten zufriedenstellend verlaufen, wenn der Kunde das bekommt, was er möchte und wirklich braucht. Bei mir muss somit niemand befürchten, dass er ein Passbild-Shooting bucht und im Zuge dessen Bilderrahmen angeboten bekommt oder ein Familienshooting mitbuchen mussen, geschweige denn die berüchtigte "Eine Apfeltasche als Dessert dazu"-Frage gestellt bekommt.
Durch Zufall ergab es sich 2011, dass das Architektenehepaar Ronacher aus Khünburg, die ein von mir erstelltes Fotobuch bei meiner Schwiegermutter zu sehen bekamen, an mich heran traten, weil sie wollten, dass ich ein von ihnen geplantes Haus fotografiere. Also musste ein Fotografengewerbe her ...
2011 die individuelle Befähigungsprüfung bei der WKO, Gewerbeanmeldung, 2012 die Meisterprüfung, 01.12.2013 Übertritt in die hauptberufliche Selbstständigkeit, 28.12.2013 Freigabe des Fotografengewerbes ... "Danke lieber Gott!" ... :D :D :D